Nach oben offen und in der Mitte ein Knick
Das Hofhaus in Worms-Herrnsheim
„Uns
ist es wichtig den Haßlochern zu zeigen, dass selbst bei schwierigen
Fällen energieeffiziente Lösungen möglich sind“, betont Umweltdezernent
Dieter Schuhmacher. Exemplarisch für einen solchen „Problemfall“ steht
ein Hofhaus in
Worms-Herrnsheim, das in der Ausstellung zum Architekturpreis Energie zu sehen ist. Vergeben wurde der
Preis
von der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, unterstützt durch das
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung
Rheinland-Pfalz.
„Das Grundstück inmitten einer gewachsenen
Wohnbausiedlung darf mit einer Breite von 11 und einer Länge von 50
Metern ein Problemgrundstück genannt werden. Die Architektin /Bauherrin
hat dafür eine individuelle, in vielen Details überraschende Lösung
gefunden“, so fasste die Jury des Architekturpreises Energie die
Herausforderung zusammen, vor der Architektin Nicole Hahn und ihr
Bauherr beim Bau ihres Hauses standen. In der gewachsenen Umgebung von
Worms-Herrnsheim sollte das neue Familienheim entstehen. Dort sollte
auch das Architekturbüro Platz finden.
Bauherr und Architektin ließen
sich viel Zeit, einen Zuschnitt auszutüffteln. Denn das Grundstück ist
nicht nur lang und schmal, nach dem ersten Drittel hat es auch einen
Knick: Ein „himmeloffenes“ Zimmer an der schmalsten Grundstückstelle war
einer der Kunstgriffe, die aus der Enge einer Grenzbebauung zum
Nachbarhaus eine Tugend machten. Der Innenhof sorgt nun zusammen mit dem
über zwei Geschosse reichenden Treppenraum für die großzügige, lichte
und luftige Atomsphäre des Hauses. Aber nicht jeder Raum ist hoch und
weit. Reizvoll ist gerade die Unterschiedlichkeit der Zuschnitte und
Ebenen mit ihrer Differenzierung von Wohn- und Schlafräumen.
Abbildung: Ein „himmeloffenes“ Zimmer sorgt auf den schwierigen Grundstück für Licht und Luft im Haus.
Paradox: Der an der schmalsten Stelle eingeschnittene Innenhof gibt dem Haus seine Großzügigkeit.
Foto: Ulrich Schepp, Frankfurt/Main
Ganz selbstverständlich war der hohe Anspruch an Energieeffizienz. Den Passivhausstandard zu erreichen, war ein besonderes Anliegen der Architektin. Wieviel Wohnqualität sich damit umsetzen lässt, wollte sie hier unter Beweis stellen. Auch das hat die Jury des Architekturpreises Energie überzeugt: „Sämtliche Wände wurden mehrschichtig aus Holzwerkstoffen hergestellt. (...) Dennoch haben sich die Bauherren dafür entschieden, ihr Haus optisch nicht als Holzhaus zu gestalten - damit bleibt das Gebäude bewusst im Einklang mit dem tradierten Baustil am Standort. (…) Ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein bewusst modern gestaltetes, energetisch optimiertes Wohnhaus trotz schwierigem Grundstückszuschnitt vorbildlich in eine gewachsene Nachbarbebauung integriert werden kann.“ Das war der Jury eine Auszeichnung im Rahmen des Architekturpreises Energie wert.
Die Fakten
Primärenergiebedarf: 78 kWh/ m2 im Jahr
CO2-Emissionen: 20,4 kg/ m2 im Jahr
Anforderung gem. EnEV (zur Bauzeit): 35% Unterschreitung des Normwertes
Baujahr: 2013
Bauherr: Andreas Hahn, Worms
Architektin: Nicole A. Hahn, Worms-Herrnsheim
Mitarbeiterin: Nina Mink